So mancher mag glauben, dass so etwas Schnödes wie Klopapier keiner besonderen Erwähnung wert sei. Besonders nicht als Lebensgeschichte. Jedoch kennt mich derjenige nicht. In meiner Welt hat Klopapier einen Stellenwert, der so manchen in die Verzweiflung getrieben hat. Dies beginnt damit, dass Klopapier universaltauglich ist. Für den einen ist es für den Arsch, für mich für den Rest. Man kann damit Flecken aufwischen, es als Taschentuchersatz nehmen, Dreck putzen, Fliegen fangen, Tränen abtrocknen, Lagerfeuer anzünden, Kerzendochte basteln. Aber selbst wenn ich meinen Verbrauch auf das natürlichste Geschäft der Welt einschränke, ist dieser phänomenal (hoch). Ich brauche alleine an einem Tag Mengen, mit denen andere – Zitat eines Freundes – ne Woche auskommen. Wie ich das mache, weiß ich auch nicht. Es klappt halt. Aber eines weiß ich: Öko-Klopapier geht gar nicht, so umweltbewusst ich auch sein möchte. Viel zu rau, ich hatte nach ner Woche einen abgeschmirgelten Arsch. Die Industrie hat sich bereits auf mich eingestellt: Seit es mich gibt, gibt es auch Klopapier mit heilender Kamille.
Spannend sind Unternehmungen mit Freunden in der Natur, weit weg von jeglicher Toiletten-Wellness. Dann haben wir immer zwei Klopapier-Rollen dabei: Eine für die Gruppe und eine für mich. Es könnte schließlich dicke kommen. Oder ich die Idee haben, die abendlichen Mücken einzufangen. Aber meistens braucht es das gar nicht. Ein einfacher Besuch bei Freunden reicht. Diese sind es gewohnt, eine Extra-Rolle ins Klo zu legen, wenn ich mich ankündige. Bei mir Zuhause schaffe ich es häufiger, sämtliches Klopapier im Haus zu verbrauchen und dann auf Küchenkrepp ausweichen zu müssen. Das ist zwar etwas härter, aber besser als nichts und geteilt in 2 Streifen geht es auch. Meine Freundin hatte von der Tatsache, dass hin und wieder Klopapiernotstand bei uns herrschte, so ein Trauma bekommen, dass sie ihren eigenen Reserve-Vorrat errichtete, streng vor mir versteckt.
Das größte Trauma behielt jedoch meine Mutter zurück: Mit akribischer Regelmäßigkeit waren nach meinem Besuch ihre beiden Klos verstopft. Und das nicht nur ein bisschen, sodern wenn dann mache ich ganze Arbeit. Während des Spülens steigt im Regelfall der Wasserpegel im Klo bedenklich an, bis irgendwann das erlösende Plopp kommt und die gesamte Masse in einem Sog verschwindet. Kommt es nicht, kann sich die braune Brühe schon mal über den Rand ergießen. Denn ihre Klos waren vom Typ „Spülen ohne Stopp“. Da hatte man einfach keine andere Wahl als zuzugucken, wie sich das Drama aufstaute. Variante zwei war noch unterhaltsamer: Schaffte ich die Verstopfung in einem hinteren Teil des Rohrsystems, also weit nach dem Klo selbst, lief es beim Spülen aus einem als Wasserablauf gedachten Loch im Badezimmerboden heraus. Welcher Architekt sich so eine Seltenheit ausgedacht haben mag, hatte mich noch nie zu Besuch. Die farblich und geruchlich interessante Masse quoll dann praktisch aus dem Boden und erreichte bei manchen meiner Heldentaten nicht nur die Badezimmerteppiche, nein! Sogar aus Dusche oder Badewanne schoss das Wasser rückwärts. Inklusive Klopapier. Eine glatte Freude, sowas zu sehen.
Für meine Mutter waren diese Erlebnisse hingegen weniger erfreulich. Nachdem ich jahrelang die Rohrsysteme im Haus so zugeschissen hatte, dass diese dauerhaft geschädigt waren, führte sie eine Kackordnung ein. Diese hing für alle sichtbar auf einem großen DinA4-Zettel an den Klos. Denn mittlerweile konnten auch Normalbürger erleben, was für mich die Regel war. Dank diesem taktischen Scheiß-System konnten weitere Verstopfungen jedoch auf ein gewöhnungsfähiges Maß reduziert werden. Außer natürlich wenn ich wieder zu Besuch kam. So gerne mich meine Ma hat, Scheißen gehen sieht sie mich nie gerne. Mein Rekord war eine doppelte Verstopfung, die so gut war, dass meine Mutter nach meinem Besuch genauso lange an der Beseitigung kämpfte, wie ich mit der Bahn nach Hause fuhr. Was übrigens 4 Stunden dauerte. Ihr einziger Anruf bei mir war eine Mischung aus Erfolgs-Triumph gepaart mit gefährlicher Bombenstimmungslage und dermaßen zugerichteter Kleidung, dass sie sich ohne Ausziehen in die Dusche stellen konnte. Welche nun auch wieder ablaufen konnte. So ein Glück. Zumindest bis ich wiederkomme 🙂