Es gibt Dinge, die man im Leben fast nie braucht. Doch wenn man sie braucht, sind sie (überlebens-)wichtig: Airbags, Feuermelder und – wie ich nun weiß – Wassermelder. Wir waren im Besitz eines solchen, da unsere Hauskatze die Eigenschaft hatte, das Sofa als ihr Klo zu betrachten, und nur deswegen schaffte meine Freundin überhaupt einen Wassermelder an. Zwar war der Effekt des Alarms auf die Katze eher gering und diese lernte schnell, dass das Sofa groß und der Wassermelder klein war. Aber dafür sollte das Gerät später eine entscheidende Rolle spielen …
Fangen wir weit vorne an: Kurz vor dem Umzug in eine neue Wohnung im 1. Stock gab die Vermieterin bekannt, dass die Vormieterin die komplette Küche über Jahre hinweg irgendwie durchwässert haben musste. Beim Betreten des Bodens war dieser gefühlt nicht stabil, sondern federnd. Also riss die Vermieterin den Boden heraus und entdeckte, dass die Holzbalken darunter feucht, vermodert und verschimmelt waren. In einem Eilverfahren musste sie den kompletten Küchenboden samt tragender Holzbalken tauschen lassen, damit unser Einzugstermin gehalten werden konnte – das Unternehmen dafür war längst beauftragt. Ab diesem Augenblick entwickelte meine Vermieterin eine Furcht vor der Kombination Wasser und ihr Haus. Diese Furcht besaß ich bereits, hatte doch ein kleines Malheur beim Auszug aus meiner ersten eigenen Wohnung diese unter Wasser gesetzt. Und dann kam die Geschichte mit dem Badewannen-Auto … übrigens spielte sich beides zur selben Zeit ab, das Auto- und Geschirrspüler-Drama. Glücklicherweise, denn durch das Trocknen meines Autos war ich mehrere Tage an die Wohnung gefesselt und konnte so den Alarm überhaupt hören.
Wie gewohnt war der Geschirrspüler voll gewesen und ich hatte diesen eingeschaltet. Während im Auto Heizlüfter und Föhn ihr Äußerstes zum Trocknen taten, saß ich in der Küche, weil von dort der Blick zum Auto am besten war und es Anfang Januar einfach kalt draußen ist. Ich wollte ja sehen, ob mein Auto statt abzusaufen möglicherweise nun abbrennt. Und plötzlich piepte es laut. Feuermelder-Fehlalarme kennt jeder – aber das Geräusch konnte ich zuerst überhaupt nicht zuordnen. Schließlich kam es von unten. Und ich hatte vergessen, dass ich den scheinbar überflüssigen Wassermelder (da Katze tot) an einer Stelle positioniert hatte, wo der Abwasser-Schlauch vom Geschirrspüler in der Wand verschwand. Der Anschluss war tief unter der Spüle und nur durch Kriechen zu erreichen. Während ich so über das Geräusch und dessen Ursprung sinnierte, sah ich einen kleinen Bach aus Dreck auftauchen, der unter dem Küchenholz hervor lief und sich freudig seinen Weg durch die Küche bahnte. Mit der Erinnerung meiner eigenen Wasser-Erlebnisse und der meiner Vermieterin schaffte ich es in Rekordzeit, die Pumpe des Geschirrspülers zu stoppen, unter die Spüle zu fliegen und alles an greifbaren Handtüchern auf den Boden zu werfen. Wie sich herausstellte, war der Abwasser-Schlauch zwar noch fest mittels der Manschette mit dem Stutzen verbunden, doch das Abwasser quoll überall an den Seiten heraus.
Nachdem mein Puls wieder Normalfrequenz erreicht und ich gecheckt hatte, dass das Auto nicht zwischenzeitlich vom Heizlüfter abgebrannt worden war, startete ich die Ursachensuche: Rohrverstopfung irgendwo im Haus. Leider kam ich nicht an die Stelle heran und Mechanik + Chemie halfen nichts. Wegen Neujahr (übrigens frohes Neues!) war kein Rohrdienst zu erreichen. Meine Vermieterin kümmerte sich nun darum, nachdem ich ihr fünfmal versichert hatte, dass kein Wasser in das Haus gelaufen war – das hoffte ich jedenfalls. Große Litermengen kommen aus einem Geschirrspüler nicht heraus, aber selbst wenige Liter möchte ich nicht in der Grundsubstanz eines mit Holz gebauten Hauses haben – besonders wenn diese stinken. Am Ende gab mir meine Vermieterin einen Handwerker-Termin: Eine Woche später.


Voller Begeisterung überlegte ich nun, ob ich mein Geschirr im Badezimmer-Waschbecken, in der Dusche oder gleich im Klo waschen sollte. Die Küchen-Spüle fiel heraus – dasselbe Rohr. Dank meiner grenzenlosen Faulheit kam ich auf eine geniale Idee: Warum soll ein kaputter Ablauf den Geschirrspüler daran hindern, seinen Dienst zu tun? Ich muss ja nur das Abwasser umleiten … was nun folgte, hatte Ähnlichkeit zu den Trocknungs-Sessions im Auto: Immer wenn der Geschirrspüler lief, saß ich mit einem Buch daneben. Und sobald die Abwasser-Pumpe ansprang, hielt ich den Abwasser-Schlauch in einen Eimer. War dieser voll, rannte ich zum Klo, entleerte ihn und schoss zurück. Seitdem weiß ich, dass 1x Abpumpen ganz knapp rein passt – 10 Liter. Das war zwar kein wassersparendes Modell, aber zumindest ein Schulunterricht auf praktische Art.

Und so betreute ich Auto und Geschirrspüler gleichzeitig, bis der Rohr-Mann kam. Dieser hatte fluchend viel Spaß, das Rohr frei zu kriegen, und ich war glücklich, dass ich nicht per Hand abwaschen musste. Amen.