Flirten Deluxe

Wenn einen verzweifelte Mädels anbaggern und man(n) zu dumm ist

Es gibt Erlebnisse im Leben, da frage ich mich hinterher: Warum (war ich so doof)? Das Folgende gehört zweifelsfrei zu dieser Sorte. Es zeigt den begrenzten männlichen Verstand, wenn hübsche Frauen in der Nähe sind, auf eindrucksvolle Art und Weise. Oder besser Dummheit gepaart mit Schüchternheit. Aber beginnen wir von vorne.

Nach dem Ende meiner ersten, fast 11 Jahre währenden Beziehung war ich auf alles erpicht, nur nicht auf Frauen. Zu dem Zeitpunkt waren diese allesamt unerträglich und meine Lust auf Flirten im frostigen Minusbereich angekommen. Wobei Flirten, war da nicht was? Ja, da war was. Ich konnte es nämlich schlicht nicht. Wenn man als nerdiger Schulstreber wie ich seine gesamte Intelligenz auf den Erwerb guter Noten fokussierte, aber dabei die Jahre der ersten reizvollen weiblichen Berührungen verschlief, die meist folgenden Höhepunkte (im Bett) nur neidvoll als Außenstehender erblicken durfte, dann fehlte da halt eine Fähigkeit. Und diese fehlende Fertigkeit wurde auch nicht deutlich besser, als ich meine erste Freundin kennenlernte. Immerhin gab ich nach ihrer anfänglichen Abfuhr nicht auf und konnte doch noch ihr Herz gewinnen. Aber beim ersten Date fast zu heulen, weil ich vorher keine Blumen auftreiben konnte, war arg grenzwertig. Noch grenzwertiger war, dass ich diese aus einem Blumenautomaten ziehen wollte, der an dem Tag nicht funktionierte. Dass eine Frau nicht Geschenke honoriert, sondern den Menschen dahinter, lernte ich erst viel später. Und ja, es gibt Frauen, die wollen (täglich) Geschenke, aber die will ich nicht.

Zurück zum Drama: Vor meiner ersten Liebe war ich somit zu schüchtern und auf andere Dinge fokussiert, als Flirten zu lernen. Während meiner ersten Liebe hatte ich keinen Grund zu flirten, ich hatte ja ein Mädel. Übrigens: Bämm! Nächster Fehler. Liebe hält sich mit dadurch aufrecht, dass man ebenso mit seiner Partnerin flirtet. Das bestätigt und schweißt zusammen. Gut, irgendwie hielt es trotzdem fast 11 Jahre, auch ohne Schweiß. Dann kam der Schlussstrich und ich konnte immer noch nicht flirten. Das machte aber nix, auf Frauen hatte ich eh keine Lust und beschloss daher, einen frauenfreien Urlaub zu erleben. Ich schnappte mir einen guten Freund, der auch solo war und genauso wenig flirten konnte wie ich, suchte mir als Ziel das Ferienzentrum Weissenhäuser Strand an der Ostsee und los gings. Das erste interessante Erlebnis hatten wir bereits am Empfang: Ich hatte ein Doppelzimmer gebucht, unwissend der Tatsache, dass ein Zweitbettzimmer die bessere Wahl gewesen wäre, und nun standen wir zwei Männer am Emfang. Der Blick des Rezeptionisten sagte alles. Immerhin drückte er uns keine Kondome in die Hand.

Der weitere Urlaube wurde wie erwartet: Es gab in der Ferienanlage praktisch nur Familien mit Kleinkindern oder Rentner. Keine Mädels, die mich nerven und denen ich doch später nachhängen würde. Gut so! Diese Stimmung hielt knapp 2 Tage. Dann wurde es langsam langweilig und wir vermissten den weiblichen Charme doch allmählich. Bis dato hatten wir nur zweifelhafte Bekanntschaften mit Kindern machen dürfen, die meinen Freund Tarzan nannten und fragten, wann er sich zur nächsten Liane schwingen würde. Lange Pferdeschwanz-Haare als Mann haben halt ihre Nachteile, wenn freche Kinder in der Nähe sind. Nachdem wir von den Kiddis im Whirpool der hiesigen Badeanstalt genug gedemütigt worden waren, zogen wir uns nach draußen zurück. Aus Frust wollten wir Bier kaufen, denn unseres auf dem Zimmer war alle, aber der einzige Laden hatte zu und wir kein Auto. Bingo, wirklich ein Urlaub am Arsch der Welt. Genau wie ich es wollte. Dann fiel uns ein, dass heute Diskotag war, die feriendomizil-eigene Hausdisko hatte offen. Sauber! Voller Vorfreude zogen wir bis zur Eingangstür, wo unsere Welt endgültig zusammenbrach. „Einlass bis 18!“ stand groß auf einem Schild. Bis 18? Wirklich, nicht ab 18? Schreibfehler? Ein kurzes Gespräch mit dem Barkeeper bewahrheitete unsere düstere Vorahnung: Wo nur Kinder und Renter sind, braucht es keine Erwachsenen-Disko. Zwischen geistiger Abgestumpftheit und dem Verlangen nach etwas Zuwendung fragte ich, ob er uns denn wenigstens ein Bier verkaufen könne. Nein, natürlich nicht. Hier gibt es keinen Alkohol. Der Urlaub begann zu nerven.

Endgültig frustiert legten wir uns in Hängematten am Strand und lamentierten über unser Schicksal. Ohne es anfangs zu bemerken, kam die Erlösung in Form zwei junger Frauen, die sich genauso langweilten wie wir. Was nun folgt ist Teil 34 des Ratgebers „Erfolglos bei Frauen“. Die beiden lungerten erst in unserer Nähe herum, entschieden sich dann zu bleiben, quatschten miteinander und hörten Musik. Immer wieder blickten sie zu uns herüber und wir dann weg. Traumhafter Start in eine Romanze, Tipp 1: Vor Verlegenheit den Kontakt so gut zu vermeiden, wie es geht. Dieses Spiel zog sich über eine Stunde hin. Jede andere Frau hätte aufgegeben, aber die beiden hatten einfach keine Wahl: Mehr als wir waren an passender männlicher Gesellschaft einfach nicht da. Währenddessen flüsterten mein Freund und ich uns zu, dass die beiden ja ganz hübsch sind und wir uns vielleicht doch wieder mit Frauen beschäftigen sollten. Dummerweise wusste niemand von uns wie. Also Tipp 2: Jegliche Kontaktaufnahme endlos in die Länge ziehen.

Als wir schließlich entschieden, dass wir weg mussten, weil wir solche Situationen einfach nicht kannten, bekamen die beiden Torschluss-Panik und begannen ein verzweifeltes Gespräch mit uns. War ich vorher schon sprachlos, dass sich Mädels für uns interessieren, war ich es jetzt erst recht. Die beiden waren jung, hübsch und sichtbar willig. Ich hätte mit soviel Themen das Gespräch aufnehmen, locker beginnen und langsam flirtiger werden lassen können, um schließlich zu checken, wieviel körperliche Nähe die beiden zulassen. Hätte. Stattdessen bekam ich nun Panik, antwortete leise und ausweichend, dass wir nicht in die Disko gekommen sind, kein Bier mehr haben und nun nach Hause müssen. Tipp 3: Wenn doch mal die Frau den ersten Schritt macht, ihr unbedingt alle Gesprächsthemen ruinieren, mit denen sie beginnen könnte.

An dieser Stelle wäre spätestens auch für die Frau der Kategorie „verzweifelt rollig“ Schluss gewesen, aber nicht für die beiden. Ihre Worte „Wir müssen morgen fahren!“ hallten uns hinterher, während wir uns unauffällig von Dannen machten. Nicht mal diesen Wink mit dem Zaunpfahl hatte ich kapiert. Tipp 4: Fliehen, wenn sie mehr will. Doch nun kommt der Teil, welchen ich den beiden Mädels echt hoch anrechnen muss: Hartnäckigkeit. Ihre einzig für den Abend brauchbare Beute machte sich aus dem Staub, und das wollten sie nicht auf sich sitzen lassen: Sie folgten uns. Nun folgt das letzte Kapitel des erwähnten Anti-Frauen-Ratgebers mit Originalton.
Ich: „Scheiße, die beiden Mädels kommen hinter uns her!“
Freund: „Oh je, was machen wir denn jetzt?“
Ich: „Lass uns schneller gehen, dann hängen wir sie ab.“
Freund: „Das bringt nichts, die gehen auch schneller!“
Ich: „Hilfe, die wollen bestimmt was von uns!“
Freund: „Ich kann nicht flirten.“
Ich: „Ich doch auch nicht. Wir brauchen wen, der uns das beibringt!“
Freund: „Ich kann wen anrufen, der kennt sich mit Frauen aus.“
Ich: „Das fällt den beiden doch auf, lass uns lieber verstecken. Da ist ein Busch!“
Mädels: „Wo sind die beiden denn hin? Echt schade …“
Wir: „Puh!“

Als wir diese heroische Geschichte voller Unfähigkeiten Jahre später bei einer feuchtfröhlichen Abendrunde vortrugen, sagte mein anwesender Vater nur: „Das ist nicht mein Sohn.“

Lasse diese Geschichte also jedem eine Mahnung sein, der versuchen möchte, Mädels anzumachen. So klappt es nicht!